Banner Pentax K7 (aber nicht nur ...) mit Abbildung der K7 und 1.9/43mm Limited und Spiegelung
Pentax O-GPS1 - einige kritische Anmerkungen
Pentax hat im Juni 2011  das Zubehörteil O-GPS1 für die Kameras Kr und K5 herausgebracht. Montiert wird es auf dem Blitzschuh und enthält einen GPS-Empfänger sowie einen Kompass. Der Strassenpreis beträgt ca. 210 - 250 €.

Eine blaue LED signalisiert den Betriebszustand des Modules: gleichmäßiges Blinken im Sekundentakt vor dem Satellitenfix und dauerhaftes Leuchten danach.  Kurz nachdem das Kameradisplay erlischt, zeigt das O-GPS1 durch kurzzeitiges Aufblitzen im Sekundentakt einen weiteren Betriebszustand an, den Pentax nicht beschreibt.

 
Pentax O-GPS1 auf Kamera montiert
a) Georeferenzierung
Bei aktiviertem O-GPS1 schreibt die Kamera diverse Informationen in die EXIF-Daten:
Koordinaten, Höhe, Anzahl der Satelliten, Geschwindigkeit, Bildrichtung. Der
Datenaustausch erfolgt dabei über die Blitzkontakte. Das funktioniert grundsätzlich
gut, nur bei starker Bewölkung und Regen wechselt der GPS-Empfang  zwischen 3D
und 2D bzw. reisst sporadisch ganz ab. Andere GPS-Geräte haben nach meinen
Erfahrungen eine bessere Empfangsqualität.  Wenn der GPS-Empfang bei Betreten
eines Gebäudes nicht mehr möglich ist, bleiben die Felder in den EXIF-Daten leer - es
werden also nicht die letzten Koordinaten fortgeschrieben (sog. "Last Fix Repeat").

Mit einem GPS-Logger  kann man die komplette Wegstrecke eines Tages erfassen, ohne
den Blitzkontakt zu blockieren. Aus den gespeicherten Daten kann man später die
Strecke in z.B. Google Maps grafisch darstellen. Das Geokodieren ist mit Programmen
wie Geosetter möglich, es ist halt ein zusätzlicher Arbeitsschritt. Dafür sind solche
Logger deutlich preiswerter.


c) Astrotracing
Damit kommt nun die interessanteste Funktion des O-GPS1: astronomische
Aufnahmen im Minutenbereich bei punktförmiger Abbildung der Sterne. Aus meiner
Sicht die einzige Funktion, die den Preis rechtfertigen würde, sofern es denn wie
gewünscht funktionieren würde!

Bisher hat man für die Astrofotografie eine sog. Nachführung verwendet, die nach
einer Ausrichtung die Erdrotation mittels elektrischem Antrieb ausgleicht. Eine
parallaktischen Nachführung richtet man parallel zur Erdachse (Himmelsrichtung
und Polhöhe) mit Hilfe von 2 oder 3 Sternen aus - auf der Südhalbkugel keine
einfache Aufgabe. Die für Teleaufnahmen notwendige Präzision des Getriebes führt
zu einem Gewicht, das solche Nachführungen für Flugreisen unhandlich werden lässt.
Eine Ausnahme ist die Astrotrac TT320X-AG; zusammen mit einer Polhöhenwiege
(oder einem Getriebneiger) hat man lediglich 2kg Mehrgepäck.

Dagegen erscheint die Verwendung des O-GPS1 geradezu simpel: eine Kalibrierung
durchführen, indem man die Kamera um alle Achsen dreht und schon kann es
losgehen. Während der Aufnahme wird der Sensor so verschoben und gedreht, dass
die Erdrotation ausgeglichen wird.

Leider hat bereits die Kalibrierung (oder genauer gesagt die "präzise Kalibrierung")
ihre Tücken. In manchen Nächten meint die Kamera bereits nach ca. 120 Grad
Drehbewegung um eine(!) Achse, die Kalibrierung sei erfolgreich gewesen, in anderen
Nächten habe ich die Kalibrierung mehrfach durchführen müssen - und das an dem
gleichen Standort. Trotzdem waren die Bilder im zweiten Fall unbrauchbar. Pentax
täte m.E. gut daran, die Firmware so zu überarbeiten, dass nacheinander um die
einzelnen Achsen gedreht wird und danach eine Quittung erfolgt.

Ein weiteres Problem ist die in der Bedienungsanleitung angegebene Tracedauer. Die
für unterschiedliche Standorte und Brennweiten aufgeführten max. Belichtungszeiten
können in der Praxis bei weitem nicht erreicht werden. Nähert man sich diesen
Zeiten bis auf 10 sec, so bekommt man Bilder mit halbkreisförmigen Sternspuren -
die Nachführung des Sensors versagt komplett. Bleibt man in einem Bereich von 25%
bis 50% des Maixmalwertes, dann können auch Aufnahmen mit 300 mm oder gar
600 mm Brennweite gelingen.

Alles in allem sind erfolgreiche Astronomieaufnahmen mit dem O-GPS1 Glückssache.
Die im Datenblatt angegebene Genauigkeit des elektronischen Kompasses von ±5
Grad ist dafür definitiv zu groß! Wenn ich bei Aufnahmen mit dem Astrotrac
TT320X-AG aus den Strichspuren die Fehljustierung berechne, komme ich auf 450
Bogenminuten. Vermutlich begrenzt die Montage auf dem Blitzschuh ebenfalls die
Genauigkeit.
b) einfache Navigation
Unter diesem Menüpunkt kann man aus einer
Liste von Zielen auswählen und erhält dann eine
Richtungs- und Enfernungsangabe.  Zusätzlich
zeigt ein türkisfarbenes Dreieck am Kompass die
Richtung an. Um eigene Ziele hinzuzufügen,
speichert am besten die vorhandenen Ziele ( 9
Pentax-Servicestandorte) auf die SD-Karte und
öffnet sie anschließend auf dem PC. Es handelt
sich um eine Textdatei, die im Pfad \GPS\DATA1
abgelegt wird.  Jeder Datensatz beginnt mit dem
Schlüsselwort  DATA= und einem Leerzeichen.
Dahinter folgt der Name ohne Umlaute(!) , von
dem max. 18 Zeichen angezeigt werden. Danach
kommatagetrennt Breiten- und
Längengradangaben.
Menüpunkt "Einfache Navigation"
Orionnebel M42
Orionnebel M42 - 4 Aufnahmen  mit  40 sec bei ISO 800 gestackt, 300mm Brennweite (Ausschnitt)